Seit vielen Jahren arbeiten Forscher aus den nordischen Ländern daran, die Textilindustrie nachhaltiger zu gestalten.
Jetzt gibt es Prototypen von Baumwolle, die sich selbst reinigen kann, und von Textilien, die aus heimischen Lupinen hergestellt werden.
Neue Perspektiven für nachhaltige Textilien
Wie könnten Kleidung und Stoffe in Zukunft umweltfreundlicher und intelligenter werden? Eine Forschungsgruppe aus den nordischen Ländern untersucht diese Frage schon seit Jahren. Im Oktober werden ihre neuesten Entwicklungen in einer Ausstellung in Turku vorgestellt.
Alicja Lawrynowicz, Doktorandin an der Technischen Fakultät der Universität Turku, hat zwei neuartige Textilinnovationen entwickelt. Eine dieser Innovationen ist ein Baumwollstoff, der sich selbst reinigen kann – ganz ohne Wasser. Dies wird durch eine Beschichtung mit Zinkoxid ermöglicht, die unter UV-Licht aktiv wird. Die Beschichtung entfernt Flecken, indem sie sie unter Tageslicht – also ultravioletter Strahlung – abbaut. Dadurch wird das Waschen seltener notwendig, was die Umweltbelastung durch Wasserverbrauch und Waschmittel reduziert.
Ein weiteres Projekt von Lawrynowicz ist ein schadstofffreier Textildruck, der bei Sonneneinstrahlung die Farbe wechselt. Dafür wird Hackmanit verwendet, ein Mineral, das auf UV-Strahlung reagiert. Dieses Mineral wird in einem Labor in Turku hergestellt und dient als Indikator für die UV-Belastung: Es zeigt durch Farbveränderung an, wenn die Sonne zu intensiv ist und Schutz erforderlich ist. Dies könnte dazu beitragen, Sonnenschäden zu vermeiden.
Von der Forschung in die Praxis
Die Prototypen sind derzeit noch nicht für die breite Produktion verfügbar. Was passiert also mit diesen Entdeckungen?
„Unser Ziel ist es, die Entwicklungen aus dem Labor in die Industrie zu bringen“, erklärt Lawrynowicz. Die Forschungsarbeiten sind interdisziplinär und umfassen Kooperationen zwischen verschiedenen nordischen Forschungsgruppen.
Lupinen und Abfälle als textile Rohstoffe
In Dänemark wurde ein Verfahren entwickelt, um umweltfreundliche Farbstoffe aus Lebensmittelabfällen herzustellen. Avocado- und Zwiebelschalen aus Restaurantabfällen liefern beispielsweise gelbe und braune Farbtöne, die zukünftig schädliche Farbstoffe ersetzen könnten.
In Finnland haben Wissenschaftler der Aalto-Universität gezeigt, dass sich Fasern aus Lupinen – einer heimischen Pflanze – zu Stoffen verarbeiten lassen. Lupinen, die bisher oft als Problem betrachtet wurden, könnten so eine neue, nachhaltige Nutzung finden.
Parallel dazu arbeiten schwedische Forschende an der Entwicklung von Alternativen zu Elastan, das häufig in Jeans eingesetzt wird. Baumwollstoffe, die nur geringe Mengen an Kunstfasern enthalten, sind oft schwer recycelbar. Ziel ist es, Materialien zu entwickeln, die ohne Kunststoffanteile elastisch bleiben und einfacher wiederverwendet werden können.
© Text und Foto:
Aalto University, YLE Svenska über das von NordForsk finanzierte Projekt
‚Beyond e-Textiles‘ und die Ausstellung ‚Interlaced‘ an der Universität Turku